Didactic news 12/2017

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Didaktik der Geschichte und Politische Bildung

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akutelle Literaturempfehlungen

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ÖGL

Das Österreichbild von 15-16jährigen AHS Schülerinnen/Schülern

Das vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank geförderte Projekt „Das Österreichbild in den AV-Medien für den GSKPB-Unterricht und seine Repräsentanz bei AHS-Schülerinnen/Schülern“ (2015 – 2017) ging der Frage nach, inwieweit das in der unmittelbaren Nachkriegszeit konstruierte und via Schulen, Kinos und öffentliche Veranstaltungen propagierte Bild des damals neuen Österreich im Geschichtsbewusstsein der derzeit heranwachsenden Genera- tion von Schülerinnen/Schülern noch präsent bzw. verankert ist.

Seit 1945 versuchten staatliche Einrichtungen durch den Schulunterricht - über Erlässe und Verordnungen, Lehrpläne und Schulbücher -, aber auch über Kino (Wochenschau) und später Fernsehen ein positives Image von Österreich in der Vorstellungswelt von Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern, insbesondere aber von Schülerinnen und Schülern, zu verankern. Über die immer wiederkehrenden Reportagen zu Österreich entstand in den genannten Medien in der Nachkriegszeit ein „klassischer“ Canon an verfilmten Ereignissen (Staatsvertrag, Kaprun, Wiener Staatsoper, Spanische Hofreitschule, Salzburger Festspiele…) der bis in die Gegenwart die Dokumentarfilme und TV-Berichte zur Geschichte Österreichs nach 1945 prägt.

Die nun vorliegende Studie stellt eine erste valide empirische Erhebung zu Trends im Wissensstand und in den freien Assoziationen von Schüler/in- nen zu ihren Bildern über Österreich dar. An der Studie waren insgesamt 310 Schüler/innen aus 12 AHS in Wien und Graz im Alter von 15 bis16  Jahren beteiligt.

Das Projekt ging von der These aus, dass die im Verlauf der I. und  insbesondere der  II. Republik entstandenen  Öster- reichbilder der neuen Schüler/innengeneration nur mehr teilweise geläufig sind und durch neuere, teils ahistorische, teils situativ variable Bilder von „Österreich“ ersetzt werden. Das Projekt stellte daher die Frage, welche Facetten des historischen Österreichbildes den heute 15-16jährigen AHS-Schüler/innen geläufig sind bzw. welche anderen Bilder sie mit Österreich verknüpfen.

Die Projektgruppe hat sich in ihrer Untersuchung bewusst ausschließlich auf die Darstellung von Österreichbildern in AV-Medien konzentriert, weil diese für die jugendliche Ge- neration im vergangenen Jahrzehnt zum zentralen Informationsmedium geworden sind.

Am 4. Mai 2017 stellte das Team im Rahmen von Didaktik am Donnerstag das Projekt und vorläufige Ergebnisse vor.

Zum Begriffsverständnis: Wir verstehen hier unter „Österreichbild“ einen Teil der (öffentlichen) Geschichtskultur bzw. des kulturellen Gedächtnisses. Der Begriff ‚Österreichbild‘ kann als evozierte Vorstellung, als „Bild über Österreich“ oder auch als „Image“ von Österreich beschrieben werden. Wobei es sich beim Begriff „Bild“ semantisch nicht um ein Abbild der Wirklichkeit sondern um eine für die Nutzer bzw. die Adressaten dichte und symbolisch aufgeladene Beschreibung (oder Assoziation einer solchen Beschreibung) mit einer identitätsstiftenden, sinnbildenden Funktion handelt.

Betrachtet man die oben beschriebenen Elemente unter dieser begrifflichen Konkretisierung, so bildet das Öster- reichbild ein Konglomerat von Klischees, die als „typisch österreichisch“ gelten, angereichert mit Ereignissen und/oder Personen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport, die als Teil der nationalen Identität Österreichs betrachtet werden und somit zum fixen Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses des Staates Österreich zählen.

Besondere Bedeutung erlangen die in dieses nationale Bild aufgenommenen Ereignisse und Symbole durch ihre identitätsstiftende Funktion. Sie verkörpern einen identitätsbildenden Prozess und haben dadurch symbolhafte Bedeutung für den Staat Österreich, sie stehen für sein positives Image, sie verweisen auf ein signifikantes historisches Moment, an dessen symbolischer Bedeutung sich ein charakteristisches Identitätsmerkmal begründet (z.B. Staatsvertrag = politische Unabhängigkeit = Österreich ist frei).

Am 23. April 2018 findet im Landhaus in Graz von 14.00-17.00 die Präsentation der Projektergebnisse statt.

Alois Ecker