Didaktik am Donnertag
Nationalsozialismus in Wien
"Opfer – Täter – Gegner" und die didaktischen Möglichkeiten dazu
Am 17. Mai 2018 stellten Univ. Prof Dr. Albert Lichtblau und Univ. Lektor Mag. Martin Krist in Didaktik am Donnerstag ihr Buch Nationalso- zialismus in Wien. Opfer-Täter-Gegner vor. Es ist dies bereits der achte Band der von erinnern.at herausgegebenen Reihe Nationalsozialismus in den Bundesländern.
Die beiden Autoren stellten als Erstes die besondere Struktur des Buches vor, denn es bietet keine geschlossene Geschichtsdarstellung von 1938 bis 1945 sondern erschließt jeweils re- levante Themen für die Zeit des Nationalsozialismus mit Sachtexten auf dem neuesten Stand der Forschung. Dabei haben es sich die Verfasser, wie sie mehrfach betonten, nicht leicht gemacht, denn ihr Ziel war es, die Inhalte in einer für die wichtigsten Adressat/innen (Lehrer/- innen, Schüler/innen) in einer gut verständlichen Sprache dazulegen.
Das Buch startet zum Verständnis des Späteren mit Themen die die Zeit vom Ende des Ersten Weltkriegs und der Ausrufung der Republik bis zum "Anschluss" umfassen. Es folgen die NS-Machtübernahme einschließlich der beiden polaren Phänomene Begeisterung und Verfolgung. Der Beschreibung der erzeugten Aufbruch- stimmung stehen die gleichzeitig sichtbar werdenden neuen Zwänge gegenüber.
Ein besonders für den Unter- richtseinsatz interessantes Kapitel beschäftigt sich mit Jugend und Schule. Schwerpunktthemen sind die Ziele der NS-"Erziehung", Methoden mit denen die Jugend für den NS-Staat begeistert werden sollen, die Ver- änderungen die das Schulwesen erfährt, die Napola und die Rekrutierung der Jugendlichen für sie.
Mit dem Thema "Rassenlehre" in der Schule ver- knüpft geht es um das Schick- sal der jüdischen Schüler/innen und ihr Leben nach dem "Anschluss" bzw. dem nachfolgenden Schulausschluss. Schließlich werden auch Protest und Verweigerung durch die Jugendlichen sowie den Auswirkungen des "totalen Krieges" auf die Jugend behandelt.
Den größten Teil in der Darstellung nehmen der Terrrorapparat (Justiz, Polizei, Gestapo) und ihre Opfer, dem Völkermord an Jüdinnen und Juden sowie Roma und Sinti, die Verfolgung homosexuell orientierter Menschen aber auch die Verbrechen von Ärztinnen und Ärzten und medizinischem Personal (Tötung von psychisch Kranken, Behinderten, Missliebigen und "Schwer Erzieh- baren").
Ein eigenes Kapitel ist der Zwangsarbeit und den KZ Nebenstellen des Hauptlagers Mauthausen in Wien gewidmet.
Die letzten Abschnitte des Buches beschäftigen sich mit dem Krieg und seine Auswirkungen, wie die wachsende Zahl von im Krieg Gefallenen, dem Bombenkrieg und vor allem der Befreiung sowie dem Widerstand gegen den National- sozialismus.
Wie es im Eröffnungskapitel um Themen bis 1938 ging, steht am Ende die Aufarbeitung der NS-Zeit sowie der Frage nach der heutigen Aktualität der Erinnerung daran.
Im zweiten Teil der Präsentation widmete sich Martin Krist der didakischen Umsetzung, die ebenfalls durch die Struktur des Buches begünstigt wird, denn zu jedem Thema gibt es jeweils Biographien versehen mit Bildquellen aber auch Dokumenten oder Zeitungsausschnitten. Diese können als Basis verschiedenste Formen eines kompetenzorientierten Unterrichts verwendet werden