Online-Archive nützen anstatt "einfach mal googeln"

"googeln" © klaus edel, dgpb

Wird im Unter-richt in Ge- schichte heute mit digitalen Me- dien gearbeitet, so geschieht dies sehr häufig in Form von Rechercheaufgaben im Internet: Die Schüler*innen erhalten einen Suchauftrag zu einem bestimmten Thema, durchforsten dann mithilfe von Google das Internet und teilen schließlich ihren Erkenntnisgewinn mit den Mitschüler*innen, oftmals in Form einer (Kurz-)Präsentation. Das eigenständige Recherchieren, Filtern und Zusammenfassen steht bei dieser Unterrichtsmethode im Zentrum, genauso wie der Gedanke von Seiten der Lehrer*innen, die Schüler*innen durch das digitale Medium zum Mittun motivieren zu können. Dabei ist dieses Vorgehen aus didaktischer Perspektive aber alles andere als unproblematisch: Denn was Google ausspuckt, wird von den Lernenden gerne als richtig erachtet und in den seltensten Fällen hinterfragt.(Schulz 2015) Hinsichtlich der Tatsache, dass aber gerade in der Geschichte genaue Quellenkritik betrieben werden muss bevor Aussagen getroffen werden können, muss dieser Umgang mit Quellen und Informationen kritisch betrachtet werden. Angesichts der Fülle an Suchergebnissen und der stark begrenzten Unterrichtszeit verwundert es gleichzeitig aber nicht, dass die Schüler*innen oft einfach überfordert sind. Wie ist also mit diesen Umständen umzugehen?

ÖNB-Bildarchiv digital © klaus edel, dgpb

Anke  John,  Pro- fessorin  für Ge- schichtsdidaktik an  der  Universi- tät  in  Jena, hält in ihrem Beitrag auf Public Histo- ry    Weekly (John 2018) ein Plädoyer für den  Einsatz von Online-Archiven   im Geschichtsunter- richt. Nicht nur  Lernplattformen oder digitale  Schulbücher   können   somit   zur  Förderung   der   Digitalisierungs- kompetenz der  Schüler*innen  heran- gezogen werden, sondern eben auch digital verfügbare  Quellen. Sind  Lehr- kräfte im Umgang   mit    den   Online-Archiven   von Museen,   Bibliotheken  und     ähnlichen     außerschulischen  Lernorten  vertraut, können    Recher-cheaufträge gestellt werden, die eine  Auseinandersetzung mit diesen Platt- formen einfordern. Damit würde den  Schüler*innen auch eine Internetnut- zung   vermittelt  und  vorgelebt  wer- den, die über  das reine Googeln von Schlagwörtern  hinausgeht und statt- dessen eine  quellenkritische  Grund- haltung erzeugt. Anke John  schreibt hierzu:

"Digitalisate  schaffen  eine größere Nähe zum Original und sind insofern einer quellen- und überlieferungskri- tischen Geschichtsvermittlung förder- lich. Im Anschluss an das Konzept der außerschulischen Lernorte könnten Archive, Bibliotheken und historische Museen daher nun ebenfalls als innerschulische Lernorte aufgesucht werden. Ihre am Bildschirm 'ausgestellten' Bestände ermöglichen forschend-entdeckendes Lernen auch im Klassenzimmer."

Dem kommt entgegen, dass immer mehr Archive ihren Bestand systematisch aufarbeiten und diesen allen Nutzer*innen per Open Access zur Verfügung stellen. So bietet es sich für den Geschichtsunterricht an österreichischen Schulen etwa an, die Seite der Österreichischen Nationalbibliothek zu Recherche- zwecken heranzuziehen: Diese bietet unter anderem eigene digitalisierte Sammlungen von historischen Büchern, Fotografien, Plakaten und Ansichtskarten an. Umfangreiche Online-Archive finden sich außerdem zum Beispiel auf den Seiten der Österreichischen Mediathek (Tonauf- nahmen und Videos aus Kultur- und Zeitgeschichte), des Kunsthistorischen Museums Wien sowie des Öster- reichischen Museums für angewandte Kunst. Eine Übersicht über alle österreichischen Bundes-, Landes-, Kommunal- und Privatarchive, deren Bestände zum Teil bereits digitalisiert sind, ist auf der Seite des Österreichischen Staatsarchivs abruf- bar.

Die Digitalisierung hat in alle Lebensbereiche Einzug gehalten. Schüler*innen erwecken für Lehrkräfte als digital natives oftmals den Eindruck, als hätten sie die digitale Welt gut im Griff und würden sich besser als viele Erwachsene mit dieser Welt auskennen. Dieser Eindruck sollte aber nicht trügen und gerade aufgrund der Omnipräsenz der digitalen Welt Strategien vermittelt werden, wie mit dieser kompetent umgegangen werden kann. Die Auseinandersetzung mit Online-Archiven kann ein Weg dazu sein, der darüber hinaus auch eine ganz neue Qualität von schulischen Rechercheaufgaben bedingen könnte.

Literaturhinweise

John, Anke (2018). "Das digitale Archiv als innerschulischer Lernort," Public History Weekly 6. Jg./Nr. 22, 14.6.2018, Zugriff am 4. Juli 2018 unter https://public-history-weekly.degruyter.  com/6-2018-22/digital-archive-school/

Schulz, Stefan (2015)."Google-Suchmaschine: Wir nutzen sie ohne einen blassen Schimmer," Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.1.2015, Zugriff am 4. Juli 2018 unter http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/google-suchmaschine-wir-nutzen-sie-ohne-einen-blassen-schimmer-13348664.html"

Isabella Schild - Judith Breitfuß

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