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Didactics
GDÖ Tagung 2018
Schüler*innen denken Geschichte. Subjektorientierung im Geschichtsunterricht und in der Politischen Bildung
Ein Bericht
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Das Symposium „Schüler*innen denken Geschichte-Subjektorientierung im Geschichtsunterricht und in der Politischen Bildung“ nahm sich des in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückten Diskurses zu diesem Thema an. Subjektorientierte Geschichts- didaktik stellt das Individuum mit seinen bisherigen Erfahrungen in den Mittelpunkt didaktischer Überlegungen und betrachtet es nicht als isoliertes Wesen. Die Vorstellungen von Geschichte und Politik werden als von Sozialisation und Erziehung beeinflusste Konstrukte verstanden, die sich wandeln können. Subjektorientierung zielt somit darauf ab, soziale Abhängigkeiten bei der Deutung der Vergangenheit bewusst zu machen und Lernräume zu schaffen, die eine Reflexion und Erweiterung bzw. Differenzierung individueller Deutungen ermöglichen. Durch die Auswahl der Referen- tinnen/Referenten wurde versucht, den aktuellen Diskurs in der Didaktik der Geschichte und Politischen Bildung abzubilden und Impulse auf der Ebene der Theorie, Empirie und Pragmatik zu setzen.
In seinem einleitenden Referat hob Johannes Meyer-Hamme (Uni Paderborn) die Bedeutung der Subjektorientierung für das historische Lernen hervor und entwickelte folgende Kernthesen: dass Lehren nicht „Lernen machen“ bedeutet, sondern ein Hinführen zu eigener historischer Narration, aber nicht losgelöst, sondern immer eingebettet in den Kontext von Geschichts- und Erinnerungskultur sowie der Kompetenzen historischen Denkens.
In dem Referat „Subjektorientierung und dem Lesen im GSP-Unterricht“ gab Johannes Mattes (ÖAW) wertvolle praktische Hinweise für Lehrer/innen aber auch Schulbuchverlage und -autor/innen.
Einen den Mediengewohnheiten der Schüler/innen entsprechenden Zugang stellte Nikolaus Eigler (PH Salzburg) mit dem subjektorientierten Lernen mit Concept Cartoons vor.
Neben theoretischen, methodischen und unterrichtspraktischen Aspekten wurden mehrere empirische Studien vorgestellt: Thomas Stornig (PH Tirol) berichtete über eine empirische Studie zu unterrichtspraktischen und fachdidaktischen Vorstellungen von Lehrpersonen der AHS bzw. PTS. Im Vordergrund standen Vorstellungen zu didaktischen Prinzipien wie Schüler/in- nen-, Handlungs- und Kompetenz- orientierung, ferner Unterrichts- methoden sowie Annahmen zu den Lernenden und Lernerfolgen.
Einen interessanten Befund lieferte Isabelle Nientied (Uni Münster) in ihrem Forschungsbericht zu einer Studie über Schüler/innenkonzepte zu „gutem Geschichtsunterricht“. In der Auswertung ergab sich, dass die Qualität des Geschichtsunterrichts aus Sicht der Jugendlichen ein integriertes, nicht rein fachliches Konstrukt darstellt, bei dem Überblickswissen über die Vergangenheit als ein fachliches Basiskriterium betrachtet wird.
Wolfgang Buchberger (PH Salzburg) sprach über das Projekt zur subjektorientierten Konstruktion von Diagnoseaufgaben zum historischen Denken im Rahmen von Large-Scale-Assessments (HiTCH). Damit liegt erstmals im deutschsprachigen Raum ein Kompetenztest zum historischen Denken vor.
Adelheid Schreilechner (PH Salzburg) referierte über eine Befragung von Unterrichtspraktikant/innen (AHS, BMHS) im Bundesland Salzburg zum Thema Subjektorientierung am Ende des Schuljahrs 2017/18. Die Ergebnisse zeigen eine Diskrepanz zwischen Kennen des Begriffs und der eigenen Vorstellung. Die Praxis hängt zudem im Unterricht von den Betreuungslehrer/innen und den in der Schulzeit erlebten Lehrpersonen ab.
Klaus Edel